Katamnestische Untersuchungen zur Genese des Mesothelioms

Summary

251 cases of mesothelioma were diagnosed in the Hamburg area from 1958 to 1968 by post-mortem examination. In 150 of these cases a full social and occupational history was obtained retrospectively. Of 85 cases with occupational exposure to asbestos dust, we found 18 with massive exposure in the asbestos textile and insulating industries, and 67 with a lower degree of exposure in various occupations, particularly in the navy and in ship-building. In a control group only 35 patients were exposed due to their occupation (difference P ≪0.001). 20 patients lived in the neighbourhood of an asbestos factory. The mean age at death is 65 years, the latent period about 40 years.

These findings are consistent with other international results. In future, mesothelioma should therefore be recognized as an occupational illness if the diagnosis is well established clinically. Exposure to asbestos dust for at least 2 years and a latent period of 20 years should precede the disease; these time intervals might be shorter with massive exposure. The mesothelioma should be incorporated into the anticipated new European list of occupational diseases.

The diagnosis should be confirmed at necropsy and by incineration of the lungs.

Zusammenfassung

In 150 von 251 autoptisch gesicherten Hamburger Mesotheliomfällen konnte rückschauend die Arbeits- und Umweltvorgeschichte erhoben werden. In 85 Fällen war eine berufliche Asbestexposition nachweisbar: 18 Patienten waren in der Asbest-Textil- und -Isoliermittelindustrie stark gefährdet. 67 waren bei anderen Tätigkeiten, vor allem im Schiffbau und bei der Kriegsmarine, asbestexponiert. 20 Patienten waren durch die Nachbarschaft eines Asbestbetriebes gefährdet. In einem Vergleichskollektiv waren nur 35 Personen beruflich exponiert (Unterschied P ≪0,001). Das Sterbealter liegt im Mittel um 65 Jahre, die Latenzzeit im Mittel um 40 Jahre.

Diese Befunde stehen im Einklang mit internationalen Ergebnissen. Daher erscheint es gerechtfertigt, zukünftig ein klinisch ausreichend gesichertes Mesotheliom als Berufskrankheit unter bestimmten Voraussetzungen anzuerkennen. Im Regelfall sollte eine berufliche Exposition von mindestens 2 Jahren und eine Latenzzeit von mindestens 20 Jahren vorangegangen sein; bei massiver Exposition können beide Zeiten kürzer sein. Die bisherige Möglichkeit der Anerkennung als Quasi-Berufskrankheit nach § 551 (2) RVO sollte durch Aufnahme des Mesothelioms in eine zu erwartende neue europäische Berufskrankheitenverordnung abgelöst werden.

Die autoptische Sicherung der Diagnose mit Lungenveraschung bleibt anzustreben.